Projekt des Monats

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Sanierungskonzept Wäschekammer JVA Siegburg

Ende 2022 erhielt die Öko-Zentrum NRW GmbH den Auftrag des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW, ein Sanierungskonzept zur Beseitigung der Feuchteschäden in der Wäschekammer im Flügel D der JVA Siegburg zu erstellen und auf möglichen Schimmelpilzbefall zu prüfen.

Dieser Auftrag umfasste die Auswertung der vorhandenen Pläne und Unterlagen, die Erfassung des aktuellen Baubestands, die Identifizierung von Schäden und die Durchführung zerstörungsfreier Messungen. In Absprache mit dem Auftraggeber wurden im Projektverlauf außerdem notwendige Bauteilöffnungen und zerstörende Untersuchungen durchgeführt.

Messungen und Probeentnahmen

Im Rahmen der Untersuchungen erfolgten zunächst visuelle Inspektionen der Räumlichkeiten und die Anwendung zerstörungsfreier Messgeräte zur Erfassung von Raumlufttemperaturen und -feuchten. Weiterhin wurden oberflächennahe, kapazitive Messungen zur Bestimmung der Bauteilfeuchte an den Außen- und Innenwänden durchgeführt.

In Abstimmung mit dem Auftraggeber erfolgten Bohrungen an insgesamt 16 Messpunkten in den Außen- und Innenwänden, die auf Tiefen von 5 cm, 10 cm und 15 cm im Mauerwerk reichten. Hierbei wurden Feuchtigkeitsmessungen gemäß dem Prinzip der Gleichgewichtsfeuchte durchgeführt. Dies erfolgte durch die Erfassung von Temperatur- und relativer Luftfeuchtewerten in den Bohrlöchern, um daraus die absolute Luftfeuchte rechnerisch zu ermitteln.

Zusätzlich wurden an sämtlichen Messpunkten an der Innenseite der Außenwände sowie an den Innenwänden Proben des Mauerwerks entnommen, um den Salzgehalt sowohl qualitativ als auch quantitativ zu bestimmen.

Schadensbilder und mögliche Ursachen

In den untersuchten Räumen wurden verschiedene Schadensbilder festgestellt, darunter sichtbarer Schimmelpilzbefall auf Europaletten, Stein- und Farbabplatzungen im Sockelbereich und an den innenseitigen Außenwänden, stark absandende Fugen an den außenseitigen Außenwänden, durchfeuchteter Mörtel und weiße Ausblühungen auf den Ziegeln. Diese Schäden haben wahrscheinlich mehrere Ursachen.

Die Außen- und Innenwände bestehen aus historischem Ziegel und sind auf einem gemauerten Fundament errichtet, das mit dem Erdreich in Kontakt steht. Die Materialproben der Wände zeigten eine erhöhte Belastung mit Salzen, insbesondere Nitraten, die normalerweise durch Kontakt mit tierischem Dung oder Streusalz in den Baustoff gelangen. Die Annahme ist, dass die meisten dieser Salze bereits im Mauerwerk vorhanden waren, aufgrund der geologischen Zusammensetzung der Ziegelrohstoffe (Lehm) und verschiedener Energieträger, die bei der Ziegelherstellung verwendet wurden. Zudem könnten Salze aus dem Erdreich durch die gemauerten Fundamente der Außenwände in den Baustoff eingebracht worden sein. Nitratsalze sind hygroskopisch, was bedeutet, dass sie Feuchtigkeit aus der Luft anziehen, insbesondere bei hohen relativen Raumluftfeuchten.

Der Feuchteeintrag in die östliche und westliche Außenwand des Flügel D erfolgt wahrscheinlich auf verschiedene Arten, darunter:

  • Aufsteigende Feuchte aus dem Erdreich.
  • Schlagregen und Spritzwasserbelastung der Bauteile.
  • Hygroskopischer Eintrag von Feuchtigkeit aufgrund der hohen Salzbelastung der Ziegel.
  • Vertikaler Eintrag durch zeitweises aufstauendes Sickerwasser infolge von Niederschlägen über die gemauerten Fundamente.

Die Feuchtigkeit gelangt vermutlich vor allem vertikal in die Außenwände und führt zu den beobachteten Schäden, darunter Salzausblühungen und Zerstörung des Baustoffgefüges durch Salzkristallisation in der Verdunstungszone, wo die Salzkonzentration am höchsten ist.

Das Sanierungskonzept und die Empfehlungen

Das Ziel dieser Sanierungsmaßnahmen ist es, den Feuchteeintrag zu reduzieren, die Salzbelastung zu verringern, vorhandene Schadensbilder zu beseitigen und die Entstehung zukünftiger Schäden zu verhindern oder hinauszuzögern.

Dies beinhaltet zwei Kategorien von Maßnahmen: Sowieso-Maßnahmen, die unverzüglich und unabhängig von einer detaillierten Sanierungsplanung ausgeführt werden sollten, sowie empfohlene Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Schadensursachen und Schadensbilder.

Sowieso-Maßnahmen

  1. Entsorgung der Europaletten mit mikrobiellem Befall: Europaletten, die sichtbaren Schimmelpilzbefall aufweisen, sollten umgehend aus den betroffenen Räumen entfernt und fachgerecht entsorgt werden, um eine Kontamination der umliegenden Bauteile zu verhindern.
  2. Anpassung der Möblierung der Räume: Die Möblierung in den betroffenen Räumen sollte mindestens 10 cm von den Außenwänden entfernt platziert werden. Zudem sollte die Möblierung mindestens 10 cm über dem Boden aufgestellt und Sockelblenden durch Lüftungsgitter oder Lochbleche ersetzt werden, um eine ausreichende Luftzirkulation zwischen Möblierung und Außenwand sicherzustellen.
  3. Fugensanierung der östlichen und westlichen Außenwand: Die stark absandenden Fugen an den östlichen und westlichen Außenwänden sollten zur Erhaltung des Gebäudes und der Standfestigkeit saniert werden. Dies erfordert das Ausbauen der schadhaften Fugen etwa 3 cm tief, wobei eine Verletzung der Steinflanken vermieden werden sollte. Die Arbeiten sollten staubarm ausgeführt werden. Nach dem Ausbau sollten die Fugen gereinigt werden, um die Haftung des neuen Fugenmörtels sicherzustellen. Der verwendete Mörtel sollte an die physikalischen und mechanischen Eigenschaften des vorhandenen Mauerwerks angepasst werden, um die Dauerhaftigkeit sicherzustellen.

Empfohlene Sanierungsmaßnahmen

Zusätzlich zu den bereits genannten Sowieso-Maßnahmen sollen Maßnahmen ergriffen werden, um den Feuchte- und Salzeintrag in die östliche und westliche Außenwand zu minimieren und den Kapillartransport im Mauerwerk zu reduzieren.

  1. Nachträgliche Horizontalsperre mittels Injektion: Zur Reduzierung des kapillaren Feuchtetransports wird das Einbringen einer nachträglichen Horizontalsperre in die östliche Außenwand empfohlen. Diese Sperre sollte beidseitig durchgeführt werden, um das Mauerwerk über den gesamten Querschnitt abzudichten. Die Funktion dieser Sperre ist es, die Steighöhe der Feuchtigkeit im Mauerwerk und den Transport der Salze zu begrenzen.
  2. Nachträgliche Vertikalabdichtung: Um den Eintrag von Feuchte und Salzen von außen in das Mauerwerk zu reduzieren, sollten nachträgliche Vertikalabdichtungen an den östlichen und westlichen Außenwänden durchgeführt werden. Die Wahl des Abdichtungssystems sollte auf Grundlage eines Bodengutachtens und der spezifischen Wasserbeanspruchung erfolgen. Eine Vorbehandlung des Mauerwerks ist erforderlich, um einen dauerhaften Verbund mit den Abdichtungen zu gewährleisten.
  3. Rasenstreifen vor der östlichen Außenwand: Zur Verringerung des Eintrags von Spritzwasser und Streusalzen in die östliche Außenwand wird empfohlen, vor dieser einen Rasenstreifen von mindestens 30 cm Breite anzulegen.
  4. Verringerung von hygroskopischem Feuchteeintrag: Es ist wichtig, die Raumluftfeuchte niedrig zu halten, um zu verhindern, dass die Salze Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen. Dies kann durch eine raumluftfeuchtegesteuerte Lüftungsanlage und die Abdichtung des Spalts unter der Tür zum Innenhof in der Wäschekammer erreicht werden.
  5. Sanierputzsystem-WTA: Nach Durchführung der Abdichtungsmaßnahmen wird empfohlen, ein Sanierputzsystem-WTA auf den Innenflächen der östlichen und westlichen Außenwand sowie auf dem schadhaften Mauerfeld der östlichen Innenwand anzubringen. Dieses System ermöglicht die Verdunstung der im Mauerwerk vorhandenen Feuchtigkeit und kann eine hohe Menge an auskristallisierenden Salzen aufnehmen.

 

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